Pressemitteilungen
Wormser Zeitung vom 16.12.2006
Beharrlicher Kampf für gequälte Kreatur
Waltraud Phul erhält Tierschutzpreis des Landes / Missstände in Zirkussen aufgedeckt
Von Susanne Müller
Foto: Uwe Feuerbach
Waltraud Phul hat ein Herz für Tiere und engagiert sich seit
14 Jahren ehrenamtlich im Tierschutz.
Die Hunde Patata und Rudi haben bei der 55-Jährigen ein Zuhause gefunden.
Jetzt wird sie für ihre Arbeit ausgezeichnet.
Seit Jahren kämpft sie für Tiere. Engagiert, ohne Kompromisse und ohne darauf zu achten, was andere denken. Waltraud Phul, Vorsitzende des Vereins "Menschen helfen Tieren Worms", erhält nun für ihr Engagement den Tierschutzpreis 2006 des Landes Rheinland-Pfalz.
"Und soll ich Ihnen etwas sagen?", fragt die Tierschützerin, "ich war darüber zunächst traurig". Denn so einen Preis könne es ja nur geben, weil es Tierleid gibt. Sagt die Frau, die all zu oft mit Tierquälerei konfrontiert ist, nahezu täglich auch mit Achtlosigkeit gegenüber den Mitgeschöpfen. Noch immer hat sie sich hier kein dickes Fell zugelegt, noch immer gehen ihr Grausamkeiten bis ins Herz, auch 14 Jahre aktiver Tierschutz haben daran nichts geändert.
Angefangen hat alles 1992. Damals hatte sie ihre 13 Jahre alte Tochter mitgenommen ins Tierheim, hier wollte ihr Kind aktiv werden. "Schließlich war aber ich es, die sich dann engagierte", lacht sie. Sie wurde Hundeausführerin und machte schließlich an Sonntagen ehrenamtlich Dienst. Doch schon 1995 war ihr das nicht mehr genug. "Es gibt mehr Tiere als Hunde, Katzen und Kleintiere", sagt sie - wobei sie keinesfalls den Einsatz des Tierschutzvereins oder gar die Notwendigkeit eines Tierheims anzweifelt. Im Gegenteil, vor Ort ist das Tierleid greifbar, hier müsse gehandelt werden. Das tut sie auch heute selbst, nimmt Hunde und Katzen auf und vermittelt sie - sie sind in ihrem Verein, der rund 140 Mitglieder hat, in Privat-Pflegestellen untergebracht.
Schwerpunkt ist aber die Information über das Elend der Nutztiere, in Pelztierfarmen, der Schafe oder Rinder, die geschächtet werden, "und vor allen der Zirkustiere", verdeutlicht die 55-Jährige. Hier ist sie bei jedem Unternehmen, das in Worms Station macht, vor Ort. Sie konnte viele Missstände aufdecken, den Behörden Verstöße gegen die Zirkusleitlinien melden - nicht selten war sie bei ihren Kontrollen auch körperlicher Bedrohung ausgesetzt.
Stolz ist sie auf ihren Erfolg bei den exotischen Tieren in der Güterhallenstraße, die über Monate in engen Zirkuswagen hausten, bevor sie dann dank ihres Einsatzes beschlagnahmt wurden. Der Zirkusunternehmer wurde wegen Tierquälerei verurteilt.
Dieser Einsatz auf einem besonderen Gebiet des Tierschutzes war es auch, der neben vielen anderen guten Argumenten Ministerin Margit Conrad davon überzeugte, dass Waltraud Phul eine geeignete Trägerin des Landes-Tierschutzpreises ist. Am kommenden Mittwoch ist es soweit, dann empfängt und ehrt die Ministerin die Preisträgerin, die sich in "herausragender Weise für die Belange der Tiere eingesetzt hat".
Ihr Preisgeld wird sie ohne Abzüge in die Tierschutzarbeit stecken. "Mein nächstes Projekt ist es, in Kindergärten zu gehen und über das Thema Zirkus zu informieren", sagte sie - sie sei entsetzt darüber, dass immer mehr junge Leute in Zirkusse gingen und nicht hinter die Glitzerwelt der Manege schauten.
Generell solle doch jeder bei allem, was er tut, darüber nachdenken, woher das kommt, was er kauft, konsumiert oder isst. Wie es hergestellt wurde, ob Tierleid damit verbunden war, meint Phul.
Erhält den Tierschutzpreis 2006 von Ministerin Margit Conrad:
Waltraud Phul (Mitte) im Beisein von SPD-Landtagsabgeordneter Jens Guth, 1. Vorsitzender des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des DTB Herr Lindig und Beigeordneter Hans-Joachim Kosubek.
Pressemeldung des Landesverbandes Rheinland-Pfalz des DTB
Tierschutzpreis des Landes Rheinland-Pfalz 2006
Umweltministerin Margit Conrad zeichnete in einer Feierstunde die Träger des rheinland-pfälzischen Tierschutzpreises 2006 aus. Die diesjährigen Preisträger des mit insgesamt 6.000 Euro dotierten Preises sind die Regionale Schule in Wallhalben, Rosemarie Schwalb aus Ransbach-Baumbach und Waltraud Phul aus Worms.
Waltraud Phul, die Vorsitzende unseres Mitgliedsvereins "Menschen helfen Tieren Worms", war von 1991 bis 1994 Mitglied im Tierschutzverein Worms Stadt und Land. 1995 gründete sie den Tierschutzverein „Menschen helfen Tieren Worms", den sie seither als 1. Vorsitzende leitet. Dieser Verein kümmert sich um die private Haltung von Tieren im Wormser Raum, nimmt selbst vorübergehend Tiere in Privatstellen auf. Außerdem übernimmt der Verein Kontrollen der Tierhaltung von Nachbarvereinen und hat mehrere Tierschutzberater ausbilden lassen.
Frau Phul kümmert sich sehr intensiv um Tierhaltungen in Zirkussen. 2002 sorgte sie durch ihr Engagement dafür, dass der Besitzer von Zirkustieren, die er monatelang unter tierschutzwidrigen Bedingungen auf einem Gelände in Worms hielt, behördliche Auflagen zur Änderung der Haltungsbedingungen bekam. Da der Halter sich der Erfüllung der Auflagen entziehen wollte, setzte sich Frau Phul dafür ein, dass die Tiere beschlagnahmt wurden und der Tierhalter rechtskräftig verurteilt wurde. Weitere Einsätze bei Zirkusgastspielen rund um Worms folgten, bei denen Frau Phul die Behörden informierte und zusätzlich über Flugblätter auf die Problematik exotischer Tierhaltungen aufklärte. lm Sommer 2003 wurde auf ihre Initiative hin der Geflügelmarkt Worms-Rheindürkheim wegen tierquälerischer Haltung von Vögeln durch die zuständige Behörde geschlossen.
Den Tierschutzpreis bekommt Frau Phul vor allem für die Zivilcourage und den persönlichen Einsatz bei der Beseitigung von Missständen in einem Zirkus in Worms. Zudem wird ihre Aufklärungsarbeit zugunsten eines tierfreien Zirkus als vorbildlich empfunden.
Umweltministerin Conrad lobte das ehrenamtliche Engagement im Tierschutz: „Ohne die vielen jungen und alten Helferinnen und Helfer hätte der praktische Tierschutz nicht die breite Leistungsfähigkeit, wie sie sich erfreulicherweise hier im Land darstellt.“
Conrad verwies auf den hohen Stellenwert des Tierschutzes in Rheinland-Pfalz. „Die Landesregierung lehnt die in diesem Jahr vom Bundesrat beschlossene Verlängerung der konventionellen Kleinkäfighaltung weiterhin ab. Wir werden in Kürze – wie angekündigt – eine Normenkontrollklage beim Bundesverfassungsgericht einreichen, “ so die Ministerin.